Ruandarundreise
veröffentlicht am 25.12.2010
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Meine kleine Ruanda Weihnachtsreise
Die Geschichte vom Gefühl der Nacht umgeben von jeder Menge Wasser, Dieselgeruch und 80 Jahre Musik mitten im Nichts zwischen zwei mehr oder weniger demokratischen Staaten.
Montag, der 20. Dezember: Morgens ging es zusammen mit Sebastian (Aachener Weltwärtsler aus meiner Ausreisegruppe in Kenia) los. Zweieinhalb Stunden mit dem Bus nach Butare. Eine super kleines aber nettes Städtchen. Wir genossen erst mal kurz die Stadt aus einer Bar und machten uns dann an die weitere Reiseplanung: Bus nach Changugu gebucht und ab ins National Museum. Sehr empfehlenswertes Museum, was an Hand vieler Ausstellungsstücken einen Einblick die Ruandische Kultur gibt. Unsere Reiseplanung wurde dann aber leider durchbrochen. Sebastian fühlte sich echt nicht gut und wir entschlossen uns zu einem Besuch der örtlichen Universitätsklinik.
Die Klinik war ein wenig so wie man sich so eine Klinik in den Tropen aus den Filmen so vorstellt: Alles einstöckig, sehr geräumig, draußen gelegene Wartebereiche und eine unglaublicher Ruhe und Gelassenheit. Von Anzahl der Gebäudekomplexe und der Grundfläche war die Klinik echt riesig, dafür ließen die hygienischen Standards teilweise doch zu wünschen übrig. Sebastian ließ nun Fieber messen, sich Paracetamol empfehlen, und ein Malariatest machen. In der Zwischenzeit buchte ich unser Hotel für unser Zwischenseminar, kaufte Paracetamol für umgerechnet 13 Cent und bezahlte den Malariatest. So da unser Bus natürlich in der Zwischenzeit weg war, holte ich auf einem Motor unser beiden Rucksäcke aus dem Schließfach im Museum und wir zogen ein kleines nettes Hotel ein und aßen nett zu Abend.
Dienstag: Am nächsten Morgen gingen wir Frühstücken, besichtigten die größte Kathedrale Ruandas, die echt schön ist, und wir durften kostenlos unsere Besichtigung des Nationalmuseums fortfahren. So im frühen Nachmittag ging es dann weiter nach Changugu – na ok fast, es fing nämlich heftig an zu regnen und wir quetschten uns mit 30 Ruandern unter ein Tankstellendach und warteten auf unseren verspäteten Bus. Der Bus war rammel voll, so dass der Einstieg schon eine halbe Kletteraktion darstellte. Die Busfahrt war zwar eng aber sehr schön, sie ging nämlich durch Nyungwe, dem Nebelwald Ruandas. Auf der Busfahrt konnte man auch nochmal das unglaubliche geniale Kommunikationssystem dieses Landes beobachten. So Hupte der Busfahrer dreimal in einem kleinen Örtchen, ein Mann kam hervor gelaufen und erhielt seine Post, oder ein entgegenkommendes Autofahrer gibt ein kurzes Handzeichen, der Busfahrer schnallt sich kurz an, grüßt in der nächsten Kurve die Polizei und schnallt sich danach wieder ab. Abends um sieben waren wir dann in Kamembe, die etwas größere Stadt in der Nähe von Changugu. Von da aus dann weiter mit dem Moto nach Changugu, dem kleinen Örtchen direkt an der Grenze zum Kongo. Total müde checkten wir im recht noblem Hotel ein, mit Pool, warmen Wasser, Blick auf den Kivu-See und den Kongo und aßen Büfett zu Abend.
Mittwoch: Ausschlafen (9:30), warm duschen, im Hotel frühstücken, Ausschecken, Changugu und den Kivu-See genießen und am Frachthafen nach einer Mitfahrgelegenheit Richtung Kibuje fragen. Da es wohl keine Möglichkeit am heutigen Tag gab, schauten wir in der „Innenstadt“ nach dem alternativplan: dem Bus. Da dieser auch schon weg war, deponierten wir unser Gepäck wieder im Hotel zwischen und gingen nochmal zum Hafen. Jubel: Um 17.00 Uhr kann uns ein Schiff mitnehmen. Also wieder zurück, Essen, Besuch des Marktes und die letzten Minuten auf einer kleinen Insel in der Mitte des Grenzflusses verbringen, auf die man über ein kleine Staumauer vom Hotel kam. (Ich frag mich immer noch, ob ich damit Ruanda verlassen habe.)
So nun aber mal zum Boot. Auf dem Boot fühlten wir uns zu Anfang doch sehr komisch, da keiner Englisch oder Französisch konnte und alle das Schiff noch säuberten. Etwas später kam dann ein netter Mann, der Französisch konnte, uns die Matratze im Führerhäuschen anbot und uns erklärte, dass wir um 20:00 in See stechen würde und dann um 7:00 Uhr in Kibuje wären. Also warten warten warten, und die Hafenarbeit auf uns wirken lassen. Zwischendurch habe ich noch mir ein Maiskolben bei einer kleinen Runde Ruander gekauft. So später im Abend wurden wir dann über die Planänderung aufgeklärt: 12 Uhr Abfahrt, 10 Uhr Ankunft. Wir setzten das Schiff noch kurz um, und ich wurde noch zum Essen eingeladen. Kartoffeln und Bohnen auf ein Dreisteine-Feuer auf Deck zubereitet und auf einem großen Teller serviert, drum herum saßen wir dann zu Siebt mit je einer Gabel in der Hand. Um Elf ging es dann richtig los, um die vierzig Hafenarbeiter liefen im Kreis vom LKW bis aufs Boot und schleppten jeweilig ein 50 Kg Zementsack auf dem Kopf. Um 1:00 Uhr waren dann alle rund 2000 Säcke verladen und wir stachen in See. Ich formuliere es mal so, ein echt schönes Gefühl, umgeben von jeder Menge Wasser, Dieselgeruch und 80 Jahre Musik (via Handyheadset) mitten im Nichts zwischen zwei mehr oder weniger demokratischen Staaten zu stehen und die Nacht zu genießen.
Donnerstag: Um Vier hatten wir einen kleinen Zwischenstopp, wo wir an einem Trampelpfad noch zwei Leute raus ließen, jedenfalls konnte ich trotz großer Mühe nicht mehr erkennen. Nach Sonnenaufgang genossen wir dann die Aussicht auf das grüne Kongo und Ruanda und teilten unsere Bananen und Mango-Ähnlichen Früchte zum Frühstück. Um Halb Elf waren wir dann da, wir verabschiedeten uns und gingen an Land. Es war schon unglaublich, wie doch weit über 100 km ohne jegliche Karte, Kompass oder GPS-Gerät zurückgelegt wurde.
So in Kibuje genossen wir den schönen Rundweg zur Stadt mit einem kleinen Zwischenstopp bei einer Gedenkkirche zu Genozid. Der Rundweg war echt schön wo man die vielen kleinen (Halb-)Inseln sehen konnte. Auch die Kirche war echt wunderschön aus Bruchstein auf einem Bergkamm gebaut mit bunten Gläsern und mittig angeordneten Altar, wo gerade ein Kinderchor Weihnachtslieder einstudierte. Nun weiter zur Stadt, wo ich mir ein Rückfahrticket gekauft hatte und wir lecker Mittagsbuffet genossen. Im Anschluss begleitete ich noch Sebastian zum Hotel, welches wunderschön auf einem Berghang gelegen war, und eine super schöne Hotelanlage zu bieten hatte sowie echt schöne super günstige Zimmer. Nach kurze Verabschiedung und der Rückfahrt nach Kigali, war für mich dann um sechs zuhause und eine wunderschöne Reise ging für mich zu Ende, in dem ich Ruanda noch mal intensiver kennengelernt habe sowie seine unheimlich einladen Gastfreundschaft.